Angefangen hat es im Jahre 2004 in dem ich nach fast 60 Jahren das Schicksal der Familie meines Vaters Dr. Hans Hoffmann recherchierte. In einem der drei tschechischen Archive, wo ich recherchierte, habe ich durch einen glücklichen Zufall aus dem alten Wahlverzeichnis hinter dem Namen meines Großvaters Dr. Otto Hoffmann die Adresse unseres Familienhauses in der ehemaligen Sudetendeutschen Stadt Mimoň (früher Niemes) entdeckt. Das Haus, das mein Großvater 1926 gekauft hat, gehört seit 1950 dem tschechischen Innenministerium. In dem Haus siedelt heute die Stadtpolizei. In dem Haus lebte mein Großvater mit meiner Großmutter Hermine Hoffmann. Das Haus ist der Geburtsort meines Vaters, meiner Tante Gertrude Stein geb. Hoffmann und meines Onkels Franz Hoffmann. Bis auf den Franz Hoffmann sind alle Bewohner dieses Hauses im zweiten Weltkrieg durch Nazionalsozialisten vernichtet worden.
Die Art der Vernichtung ist aus der Gedenktafel ersichtlich. Franz Hoffmann der jüngste der drei Geschwister hat insofern „Glück“ gehabt, dass er als Insasse einer jüdischen Behindertenanstalt in Prag 6 Monate vor der Deportation der gesamten Anstaltpatienten, Ärzten und des gesamte Krankenpersonals ins Vernichtungslager Auschwitz, gestorben ist. Er wurde als einziger aus der Familie Hoffmann auf dem jüdischen Friedhof in Prag beerdigt. Seit dieser Zeit besuche ich diese Stadt jedes Jahr und führe ein Zeitzeugengespräch mit den Schülern des Gymnasiums in Mimoň. Gleichzeitig habe ich ein freundschaftliches Verhältnis mit dem jetzigen Bürgermeister der Stadt Herrn Frantisek Kaiser. Herr Kaiser hat von sich aus dem Stadtrat das Anbringen der Gedenktafel für meine Familie vorgeschlagen. Anlass war neben Anderem die Tatsache, dass mein Großvater als Stadtarzt bis zum Jahre 1938 sich für diese Stadt verdient gemacht hat und zum Beispiel 1926 die erste kostenlose Beratungsstelle für Mütter mit Säuglingen mitbegründete. Er selbst war dort einmal in der Woche ohne Honorar tätig. Die Stadt hat die Gedenktafel, die feierliche Enthüllung wie auch alle damit verbundenen Kosten vollständig allein finanziert. Ich wurde zu dieser Feier, die am 20. Juni 2013 stattgefunden hat, eingeladen wobei mir gleichzeitig der Stadtpreis der Stadt Mimoň fúr den mich die Studenten des Gymnasiums vorgeschlagen haben, überreicht wurde. Ich möchte mich auch an dieser Stelle für diese schöne und verdienstvolle Geste bei dem Búrgermeister, dem Stadtrat wie auch bei den Studenten des Mimoner Gymnasiums sehr herzlich bedanken.
Pavel Hoffmann, Reutlingen den 2.Juli 2013