Wir stellen uns vor

Zwischen allen Stühlen -
Der Verein “Child Survivors Deutschland” stellt sich vor

Am 13. April 2001 gründeten wir den Verein Child Survivors Deutschland e.V. – Überlebende Kinder der Shoah -, ein Verein von Betroffenen für Betroffene. Hier haben sich Menschen zusammengeschlossen, die als Kinder in der NS-Zeit wegen ihres Judentums beziehungsweise ihrer jüdischen Wurzeln verfolgt wurden

Wir sind eine sehr gemischte Gesellschaft, einige von uns sind Juden im Sinne der Halacha, einige sind Christen, andere sind erst durch die Verwicklungen des Holocaust zu uns gestoßen. Unter uns sind Kinder von Emigranten, versteckte Kinder, die bei Freunden oder Fremden überlebten, im Kloster aufwuchsen, adoptiert, mit fremder Identität erwachsen wurden, Kinder, die oft in letzter Minute, getrennt von ihren Eltern, durch Kindertransporte überhastet ins Ausland gerettet wurden und jene, die als Sklaven Zwangsarbeit leisten mußten oder geschunden die Todeslager überlebten.

Eine vergessenen Generation. Aber auch (fast) die letzten Zeitzeugen.

Unter uns sind nach dem Nazi-Sprachgebrauch – Volljuden, Geltungsjuden, Halbjuden, Mischlinge wer weiß wievielten Grades – gläubige Juden, säkulare Juden, Assimilierte, Philosophen, Suchende, Atheisten, Humanisten eine gemischte Mischpoche, aber alle haben jüdische Wurzeln, die sie freilegen, erforschen und sich dazu bekennen. Sieben Jahre haben wir mit eigener Kraft und fast mit eigenen Mitteln unsere Treffen mit therapeutischer Begleitung für unsere Mitglieder und unsere Freunde durchgeführt, die infolge schwerer und schwerster Traumata in Kindheit und Pubertät psychisch erkrankt und beeinträchtigt sind. Dann erleichterten unsere Sponsoren die Arbeit des Vereins. Dennoch sind unsere finanziellen Möglichkeiten sehr beengt – wir hoffen weiterhin auf großmütige Förderer und Spender.

Unsere ältesten Mitglieder sind weit über achtzig Jahre alt, unsere jüngsten fast siebzig, denn es gibt keine seit 1945 geborenen Child Survivors – glücklicher Weise! Wir möchten unser Alter in Gemeinsamkeit und Würde erleben. Wir wissen, wir sind ein sterbender Verein, um so schwerer ist es, notwendige Mittel für unser Fortbestehen zu erhalten.

So sitzt unser Verein zwischen allen Stühlen.

Uns fehlt die Selbstverständlichkeit des Lebens, unsere Antennen sind ständig auf Empfang. Pausenlos. “Die Zeit heilt gar nichts”, sagte Ralph Giordano, “im Gegenteil: Die Schreckensbilder werden immer plastischer… Gegen die Träume kann man sich nicht wehren.” Wir sind die Überlebenden der Bedrohung und der Angst, wir haben schwerste Traumata – und meistern dennoch unser Leben. Wir können uns nicht von unserer Geschichte und der unserer Eltern lösen; es sind die Geschichten der Verfolgten, Entrechteten, Erniedrigten, Gequälten und zum großen Teil Ermordeten, die uns prägen: Todesängste, Verlassenheit, Schmerz über den Verlust der Eltern und vieler, vieler Verwandten, geraubte Kindheit und Jugend. Wir sind aufgewachsen und groß geworden meist ohne Eltern, Geschwister, Großeltern, Tanten, Onkeln, Cousinen und Cousins.

Die Verfolgung hat Spuren hinterlassen. Todesspuren.

Dennoch fanden wir mit unserer Arbeit Anerkennung auf der ganzen Welt. Wir wurden aufgenommen in die European Association und in die World Federation of Jewish Child Survivors of the Holocaust. In beiden Organisationen sind wir die Sprecher für Deutschland geworden. Von den Finanzbehörden wurden wir als besonders förderungswürdig anerkannt.

Unsere Vereinsziele sind:

  • Den Kontakt der Mitglieder untereinander sowie ihren regen geistigen Austausch
  • Die Hilfe zur Selbsthilfe und gegenseitige Unterstützung
  • Regelmäßige Treffen mit therapeutischer Begleitung
  • Pflege jüdischer Kultur und jüdischen Lebens
  • Reisen zu Orten, an denen wir litten oder Angehörige und Freunde verloren haben
  • Solidarität mit anderen Opfern, die den Nazi-Terror als Kinder überlebt haben
  • Den Kontakt zu den Child Survivors und ihren weltweiten Vereinigungen
  • Die Zeitzeugenschaft unserer Mitglieder für die politische Bildung
  • Erstellung eines Archivs, das Dokumente unserer Vergangenheit erfasst und Zeugnis von unserem Leben und Wirken ablegt
  • Verbesserung des Verständnisses zwischen Christen und Juden, zwischen Deutschland und Israel


Wir hoffen sehr, daß unsere Kraft ausreicht, unseren Zielen näherkommen zu können. So arbeitet jeder von uns mit seinen Möglichkeiten und seinen derzeitigen Befindlichkeiten gegen das Vergessen unserer Opfer und für ein zwischenmenschliches Miteinander. Wir freuen uns über jedes neue Mitglied und sagen zu jedem herzlich Willkommen, der unsere Treffen besuchen möchte. Wir senden Ihnen gerne unsere Satzung zu. Auf Wunsch berät Sie der Vorstand des Vereins, der derzeit aus folgenden Mitgliedern besteht:

Ehrenvorsitzende Cilly Peiser sel. A.

1. Vorsitzender: Horst Selbiger
2. Vorsitzender: Prof. Dr. Gerhard Baader

  • Dr. Philipp Sonntag: Vorstandsmitglied, Finanzbeauftragter
  • Andrée Leusink: Vorstandsmitglied, Schriftführerin
  • Andrew W. Hilkowitz: Vorstandsmitglied, Beauftragter für die Webseite

 

Spendenkonto: Postbank Frankfurt, BLZ 50010060, Kontonummer 245116605

(Eine steuerrelevante Zuwendungsbescheinigung wird den Spendern zugestellt)

Als Child Survivors in Deutschland – eine Herausforderung – eine Einladungmehr